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Die Containerschifffahrt ist bereit für eine neue Ära

27.500 TEU-Giganten werden die Meere durchkreuzen

In der Welt der Seefracht hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine rasante Entwicklung vollzogen. Die ersten umgebauten Containerfrachter konnten in den 1950ern kaum mehr als 50 TEU-Container aufnehmen, bereits ein Jahrzehnt später verfünffachte man die Kapazität. Die Entwicklung ging stetig weiter, ehe sie nach der Jahrtausendwende rasant an Fahrt aufnahm: Die Reedereien übertrumpften sich mehr als spektakulär mit immer neuen Rekorden. Mittlerweile steht man bei Giganten, die über 24.000 Container fassen können. Einige Häfen können diese „Monster“ nicht mehr bewältigen und neuerdings wird ein neues Rekordschiff angepeilt: Unglaubliche 27.500 Container sollen darauf Platz finden!

Die erste Generation von Containerschiffen bestand aus umgebauten Schüttgutfrachtern oder Tankschiffen. Das erste Containerschiff, die „Ideal-X“, war ein umgebauter T2-Tanker aus dem Zweiten Weltkrieg und konnte bei seiner ersten Fahrt 1956 lediglich 58 Container aufnehmen. Anfang der 1960er Jahre galt der Container noch als eine neue Transporttechnologie, die getestet und schrittweise eingeführt wurde, und der Umbau bestehender Schiffe erwies sich als kostengünstiger und weniger riskant. Doch Malcom MacLean erkannte rasch das Potenzial und investierte in diesen neuen „Transportstandard“, der die Welt der Logistik in weiterer Folge verändern sollte.

Verhaltener Beginn, schnelle Entwicklung

Die ersten Schiffe waren mit Bordkränen ausgestattet, da die meisten Hafenterminals anfangs nicht für den Umschlag von Containern ausgerüstet waren. Sie waren außerdem relativ langsam, mit Geschwindigkeiten von etwa 18 bis 20 Knoten, und konnten Container nur auf den umgebauten Decks und nicht „im Schiffsbauch“ transportieren. Das erste reine Containerschiff das speziell für diesen Zweck konstruiert wurde, war die australische MV Kooringa. Sie wurde 1964 fertiggestellt und hatte bereits eine Kapazität von 276 TEUs. Dies war der Startschuss zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung, welche in den 1970ern zur Einführung von Schiffen mit über 1.000 TEU Fassungsvermögen führte.

Was ist „Panamax“?

In weiterer Folge steigerte man sich ab den 1980er Jahren in den Schiffsdimensionen, entwickelte Schiffstypen, die 3.000 bis 6.000 TEU aufnehmen konnten, blieb aber noch unter einer Schiffslänge von 300 Metern. Beschränkt durch die damalige Schleusenbreite im Panamakanal, nannte man diese Schiffe Panamax bzw. Panamax Max. Doch schon bald wurden größere Schiffen mit noch mehr Fassungsvermögen nötig, um die Transportkosten pro Container zu senken – auch wenn dies die Begrenzungen des Panamakanals sprengte.

Gigantomanie auf den Weltmeeren

Ab der Jahrtausendwende setzte im Containerschiffsbau ein regelrechter Boom ein. Auf „Post Panamax“ folgte das „Very Large Containership“ (VLCS) mit einer Kapazität von 11.000 bis 14.500 TEUs. Im Anschluss entstanden die aktuellen Rekordhalter: „Ultra Large Containerships“ (ULCS), welche 2013 mit 18.000 TEU reüssierten und mittlerweile mühelos über die 20.000er Marke kommen. An der Spitze steht derzeit die MSC-Irina-Klasse mit 400 Metern Länge und einem sagenhaften Fassungsvermögen von 24.346 Containern.

Dieser sprunghafte Anstieg in den vergangenen zwanzig Jahren hat natürlich Konsequenzen und stellt Häfen vor große Herausforderungen. Nur die wenigsten Hafenkais verfügen über ausreichend Tiefgang, Platz und geeignete Containerkräne in Übergröße. Oft müssen Zufahrten, wie etwa an der Hamburger Elbe, ausgebaggert bzw. vertieft werden. Immerhin kann der Suezkanal momentan mithalten.
Übrigens, der Panamakanal hat in der Zwischenzeit seine Schleusen im Rahmen der technischen Möglichkeit vergrößert, was zur Neo-Panamax-Klasse geführt hat. Mit einer Kapazität von 12.000 bis 14.000 TEUs sind diese Schiffe zwar weiterhin stattlich, gelten aber im Vergleich zu den Riesen der sieben Weltmeere nur als „Mittelklasse“.

Grüner Rekordbrecher ante portas

Die Messlatte für die Kapazität von Containerschiffen steigt immer weiter an und das nächste Rekordprojekt wurde bereits vorgestellt. Auf der renommierten SMM-Messe in Hamburg kündigte die chinesische Werft China State Shipbuilding Corporation im September 2024 den Bau des ersten Schiffs an, das die 27.000-TEU-Marke überschreiten soll. Diese neue Generation mit dem Namen „Green Sealion 27500“ soll eine Kapazität von 27.500 TEU aufweisen.

Der Name „Green“ rührt übrigens von der Tatsache her, dass das Containerschiff über einen Dual-Fuel-Antrieb verfügt, der sowohl herkömmlichen Kraftstoff als auch Flüssigerdgas (LNG) nutzt, wodurch es die CO₂-Emissionsstandards der IMO-Phase-III-Vorschriften erfüllen kann. Zudem wird das Rumpfdesign des Schiffes auf Effizienz optimiert, wodurch der Wasserwiderstand verringert und die Umweltverträglichkeit weiter verbessert werden soll.