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Samenspenden für die „Arche Noah“ auf Spitzbergen

Wenn Samen eingebunkert werden müssen

Der Svalbard Global Seed Vault auf der norwegischen Insel Spitzbergen ist weltberühmt: In ihm werden in einem langfristigen und sicheren Vorhaben unzählige Pflanzensamen eingelagert. Der Erhalt des Saatguts soll zum Schutz von bedeutenden Nutzpflanzen und der Sicherung ihrer Biodiversität beitragen. Das Ziel: die Sicherstellung dieser Samen für die Nachwelt. Auch unser Unternehmen lieferte unlängst unter strengen Auflagen eine „Portion“ wertvollen Saatguts aus dem Balkan in die Polarregion. Erfahren Sie mehr über die richtige Lagerung, unerwartete Herausforderungen sowie die unfassbare Haltbarkeit mancher Samen von 10.000 Jahren.

Offiziell wird dieser Saatgut-Tresor „Svalbard Global Seed Vault“ genannt und ist ein Projekt eines Treuhandfonds „Global Crop Diversity Trust“ (GCDT), welcher die Vielfalt von Kulturpflanzen sicherstellen soll. Er befindet sich am beziehungsweise im Platåberget (dt. „Plateauberg“) in der Nähe der norwegischen Stadt Longyearbyen auf der Insel Spitzbergen. Der „Saatgutbunker“ ist nur einer von insgesamt ca. 1.400 Aufbewahrungsanlagen für Saatgut, gilt jedoch als der weltweit größte und der einzige ohne expliziten Forschungsauftrag. Seine Hauptaufgabe ist die sichere Lagerung einer Mindestanzahl von Saatkörnern der für die Welternährung wichtigsten Lebensmittel wie Reis, Mais, Weizen, Kartoffeln, Früchten, Nüssen und Wurzelgemüsen. Diese Samen sollen im Katastrophenfall ausgeliefert und nachgezüchtet werden können. Die Lieferländer zahlen für die Speicherung nichts, die entstehenden Kosten trägt der norwegische Staat.

Über 2 Milliarden Samen

Nach ersten Versuchen in einem aufgelassenen Kohlebergwerk in den 1980er Jahren fand im Sommer 2006 der Spatenstich für das ambitionierte Projekt statt. Bereits Ende 2007 nahm man den Betrieb auf und machte sich bald ans Sammeln der „biologischen Datenbank“. Das Ziel: Bis zu 4,5 Millionen Samenproben (eine Probe enthält 500 Samen) sollen im Bunker eingelagert werden – das entspricht unglaublichen 2,25 Milliarden Samen!
Nach Abschluss soll der Seed Vault gänzlich ohne Personal vor Ort via Fernwartung überwacht werden. Selbst die COVID-19-Pandemie stellte dadurch keine Gefahr für den Tresor dar.

Die Baukosten betrugen rund 45 Millionen norwegische Kronen (9 Millionen US-Dollar), die von der norwegischen Regierung getragen wurden. Eine klimabedingte Nachrüstung im Jahr 2018 kostete nochmals so viel, doch dazu später mehr. Die Kosten des laufenden Betriebs trägt der Global Crop Diversity Trust und diese bewegten sich zuletzt bei etwa 280.000 US-Dollar jährlich. Ein Schnäppchen im Vergleich zum wahren Wert des „konservierten Erbguts“, im Falle des Falles.

Der Samenbunker für den Katastrophenfall

Die Einrichtung ist ausschließlich für die sichere Verwahrung von Saatgut-Kopien gedacht, daher wird anders als bei den meisten anderen Saatgutbanken nicht mit den Saaten gearbeitet. Internationale Saatgutbanken liefern das hier einzulagernde Saatgut, das aber deren Eigentum bleibt und nur in ihrem Auftrag entnommen wird. Zum ersten Mal geschah dies, als man Samen für Syrien abrief, um sie zu vermehren. Der Zugang zu den ursprünglichen Körnern der staatlichen Saatgutbank war in den Wirren des blutigen Bürgerkriegs unmöglich geworden.

Ein Tresor zur Nahrungssicherung

Die Wahl auf Spitzbergen galt als ideal, da es dort geringe tektonische Aktivität gibt und der vorhandene Permafrost bei der technischen Erhaltung hilfreich ist. Da die Anlage 130 Meter über dem Meeresspiegel liegt, bleibt der Standort trocken, selbst wenn die polaren Eiskappen schmelzen würden (kolportierter Anstieg von +60 Metern). Lokal verfügbare Kohle liefert Strom für die Kühleinheiten, die die Samen auf den international empfohlenen Standard von −18 °C abkühlen. Wenn die Ausrüstung ausfällt, vergehen mindestens mehrere Wochen, bis die Anlage die Temperatur des umgebenden Grundgesteins von –3 °C erreicht hat. Es wird geschätzt, dass es bis zu zwei Jahrhunderte dauern wird, bis sie sich auf 0 °C erwärmen würde.

Das Bauwerk ähnelt einem unterirdischen Bunker und reicht 120 Meter in eine alte Kohlegrube hinein. Lediglich der Eingang liegt über der Erde und mündet in einen langen Gang, an dessen Ende drei Hallen von jeweils 27 Metern Länge, zehn Metern Breite und sechs Metern Höhe in den Fels hineingebaut wurden. Die Lagerhallen sind mit armiertem Beton und zwei dicken Stahltüren versehen und sollen somit auch einem Atomkrieg oder einem Flugzeugabsturz standhalten. Zwischen dem Tunneleingang und den Kammertüren befinden sich fünf fest verriegelte Türen, für die das Personal Schlüssel besitzt – aber nicht alle dürfen in alle Räume. Sicher ist sicher!

Globale Erwärmung unterschätzt?

Noch im Eröffnungsjahr 2008 entstanden ernste Probleme an den Bauten, hervorgerufen durch das langsame Auftauen des Permafrostbodens am Eingangsbereich. Die Statik war gefährdet und der Stahlmantel begann sich zu verformen, sodass baulich umgehend nachgerüstet werden musste.

Der Svalbard Global Seed Vault wurde ursprünglich so entworfen, dass das darin gelagerte Saatgut auch im Falle eines Totalausfalls der Kühlung ohne menschliches Zutun einen längeren Zeitraum überstehen könnte. Doch im Jahr 2017 kam es in Folge eines warmen Frühlings zu einem „Einbruch“ von Tauwasser. Das Wasser im Permafrostboden drang in den Eingangstunnel ein und gefror dort. Man machte sich rasch an eine weitere Ausbesserung des „Bunkers“: Über zehn Millionen Euro wurden verbaut, um der prognostizierten Steigerung der durchschnittlichen Temperatur um über acht Grad Celsius in den nächsten 80 Jahren zu begegnen. Seitdem sorgen zusätzliche Abflussscharten, diverse Pumpen und Drainagegitter für Trockenheit. Auch die Lagerregale wurden mit wasserdichten Schutzwänden abgesichert.

Kühlung für unzählige Sorten

Durch die konstant gekühlte Lagerung bei −18 °C und den zusätzlichen Schutz des Permafrostbodens schätzen Experten die Haltbarkeit der Samen auf etwa 55 Jahre bis über 10.000 Jahre – je nachdem, ob es sich um Sonnenblumen- oder Erbsensamen handelt. Um das beste Ergebnis zu erzielen, werden ältere Samen laufend ersetzt.

Mit Stand Mai 2024 bewahrt diese gut gekühlte Samenbank über 1,2 Millionen „Einträge“, die mehr als 13.000 Jahre menschlicher Agrargeschichte repräsentieren. Beispielsweise lagern 70.000 Reissorten und 15.000 Bohnensorten in den „Kühlhallen“. Einige dieser 1,2 Millionen Samen wurden erst vergangenen März von cargo-partner ans Polarmeer transportiert, um die kostbare Saatgut-Varietät des zentralen Balkanraums für die Nachwelt zu sichern.

Hohe Anforderungen bei Anlieferung

Unser erfahrenes cargo-partner-Team in Bosnien und Herzegowina stand im Zuge dieses Vorhabens vor einigen Herausforderungen. Erstens handelt es sich bei den Samen um eine hochsensible Fracht, die eine sorgfältige Handhabung und die Einhaltung strenger Vorschriften erfordert. Zweitens war aufgrund der abgelegenen Lage des Svalbard Seed Vault am Polarkreis eine genaue Planung erforderlich. Um eine reibungslose Überführung zu gewährleisten, musste sich das Team mit den klimatischen Bedingungen der Arktis auseinandersetzen. Auch die Zeit drängte, denn Verzögerungen könnten zu Schäden am bereitgestellten Saatgut führen.

Doch wie bei einem ähnlich “coolen” Auftrag für eine Antarktis-Expedition am entgegengesetzten Ende der Welt, konnte unser Team auch diesmal überzeugen. Dank langjähriger Erfahrung und bester Kontakte im Luftfrachtbereich wurde der Auftrag des bosnischen Agrikulturinstituts schnell und professionell abgewickelt. Um sicherzustellen, dass die Samen unversehrt blieben, behielt unser Team die Ladung in jeder Phase des Transports genau im Auge. Moderne Tracking-Tools zur Überwachung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Echtzeit waren dabei unerlässlich, denn im Falle einer unvorhergesehenen Störung wäre die erfolgreiche Lagerfähigkeit, z.B. aufgrund einer zu früh eingeleiteten Keimung, nicht zu gewährleisten gewesen.

cargo-partner ermöglicht biologische Vielfalt

Nach Ankunft der sorgfältig verpackten Samenkisten auf dem Flugplatz von Spitzbergen wurden sie noch vor Ort mittels eines Röntgenscanners geprüft, um die versehentliche Einschleusung von Fremdmaterialien zu vermeiden. Die fest versiegelten Transportbehälter wurden danach von Mitarbeiter:innen der Samenbank zum „Bunker“ gebracht. Danach folgte noch eine entsprechende Kategorisierung samt Nanofilm (mit allen Informationen) auf der Außenseite der Probe. Von nun an lagern regionale Varianten von Tomate, Okra, Kürbis, Hopfen sowie zahlreichen Weizenarten auf Spitzbergen.
Übrigens, das Saatgut wird im Svalbard Global Seed Vault bereits seit 2004 nicht mehr in „klischeehaften“ Glasphiolen gelagert – am besten haben sich bislang kleine Taschen aus Aluminium bewährt...

Wir bieten Ihnen umfangreiche Luftfracht-Services

cargo-partner hat 1983 als Luftfrachtspezialist am Wiener Flughafen begonnen. Seit den Anfangszeiten ist das Unternehmen nicht nur markant gewachsen sondern auch viele langjährige Partnerschaften entstanden, die maßgeblich zum Erfolg des internationalen Logistikunternehmens beigetragen haben. Mit unserer Vielzahl an Luftfracht-Services finden Sie das optimale Gleichgewicht zwischen Geschwindigkeit und Kosten.
 

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